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Erfolgreicher Abschluss des EU-Projekts GREEN CONCRETE

Recyclingmaterialien sind besser als gedacht!
Diese erfreuliche Aussage ist das Ergebnis von 2 Jahren Forschungsarbeiten zum Thema „Eignung von Baustoffrecyclingmaterialien für Schotterrasenaufbauten als begrünte und versickerungsfähige Alternative zu asphaltierten Parkplätzen“.

Die Zusammensetzung aus Ziegel-, Bruchstein- und Betonmauerwerk muss allerdings stimmen, ebenso der sanfte Einbau des mit Kompost vermischten Recyclingmaterials. Anschließend wird eine geeignete Schotterrasen-Saatgutmischung eingesät und sanft darüber gewalzt mit max. 8 Tonnen.

Damit werden die geotechnischen Anforderungen für einen PKW-Parkplatz erfüllt wie Tragfähigkeit, Ebenheit, Wasserdurchlässigkeit (trockener Parkplatz!) und Wasserspeicherfähigkeit. Letztere ist durch den Ziegelanteil höher als ein in der Korngrößenverteilung vergleichbarer Kalkschotter. Und das bringt das schönste Ergebnis:
Die Gräser und Kräuter wachsen auf dem Recyclingmaterial besser!

Die erfüllten Umweltauflagen runden das Bild ab: keine Schadstoffe im Sickerwasser, das nun für die Grundwasseranreicherung weiter fließen kann.
Die positiven Nebeneffekte sind: Abkühlung durch Verdunstung an heißen Tagen statt Saunaeffekt am Asphalt, Versickerung statt Hochwasser, grün statt grau!

Der Mut zu so etwas Neuem und ein bisschen Erfahrung im Umgang mit Baustoffrecyclingmaterialien leistet einen schönen Beitrag für die eigene und gemeinsame Lebensqualität.
Herz, was willst du mehr!

O. Univ. Prof. Dr. Florin Florineth

 

 


Wasserbilanz von Schotterrasen

Am Versuchsstandort Erfurt befassten sich die Forschungsmitarbeiter des Schotterrasenprojekts „Green Concrete“ mit dem Thema Wasserbilanz. Niederschlag, Oberflächen- und Sickerwasserabflüsse, Bodenwasservorräte und somit indirekt der Verdunstungsanteil wurden erfasst.

Aus den bisher gewonnenen Ergebnissen lassen sich vor allem folgende Erkenntnisse (jeweils Anteile vom angefallenen Niederschlag) ableiten:

  • < 50 % Verdunstung im Winter/Frühjahr, sowie > 80 % in den Frühsommermonaten
  • sehr geringe Oberflächenabflüsse (nur unter gegebenen Verhältnissen; im Versuch keine Simulation von Starkniederschlagsereignissen)
  • ~ 10 % Sickerwasser
  • Das pflanzenverfügbare Wasser war beim Referenz-Naturschotter schneller erschöpft als bei den untersuchten Ziegel-Recyclingmaterialien.

Direkte Messungen von mikroklimatischen Auswirkungen ungebundener Bauweisen, wie in diesem Fall Schotterrasen, konnten im Versuchszeitraum nicht durchgeführt werden. Einige Vorzüge gegenüber mit Beton oder Asphalt versiegelten Flächen lassen sich dennoch benennen.
Wie bereits erwähnt, sind beträchtliche Teile des auftreffenden Niederschlags nicht oberflächlich abgeflossen, wie es auf versiegelten Flächen weitestgehend der Fall gewesen wäre, sondern verdunstet.
Dieser Verdunstungsprozess – gleichbedeutend mit einer Überführung von Wasser aus dem flüssigen in den gasförmigen Zustand – „verbraucht“ (Strahlungs-)Energie des einfallenden Sonnenlichts. Das Schotterrasensubstrat gibt direkt bzw. über den Bewuchs Wasser(-dampf) ab. Bodennahe Luft wird befeuchtet und zugleich entsteht Verdunstungs-„kälte“. Dies mindert einen Wärmestau, wie er auf zusammenhängenden Versiegelungsflächen häufig anzutreffen ist.

Am Versuchsstandort wurde nahezu kein Oberflächenabfluß erfasst. Dies ist zum Teil dem Verzicht auf künstliche Starkniederschlagssimulation geschuldet. Aber selbst wenn man vom „schlimmsten Fall“ ausgeht und die ungünstigsten Abflußbeiwerte aus einschlägigen Regelwerken/Richtlinien annimmt, besteht hinsichtlich der einzuplanenden Entwässerungseinrichtungen gegenüber versiegelten Flächen (siehe Tabelle 1) ein erhebliches Einsparungspotential.

 

 

Tabelle 1
Tabelle 1: Gegenüberstellung von mittleren Abflußbeiwerten  verschiedener Oberflächenbeläge


Der Sickerwasseranteil wird größtenteils auf der Fläche, d.h. als Puffer an pflanzenverfügbarem Wasser im Baugrund verbleiben. Bedingt könnte dieses Wasser jedoch auch zur Grundwasserneubildung beitragen.
Am Standort Erfurt zeigte der Vergleich von basic test- (nicht abgedichtet) zu special test-Flächen (zum Baugrund abgedichtet) eine deutlich schlechtere Vegetationsentwicklung im trockenen Frühjahr und Sommer 2008. Unter den hiesigen Klimabedingungen ist der kapillare Aufstieg von Sickerwasser für das Pflanzenwachstum unbedingt erforderlich.
Der permanente Welkepunkt wurde erreicht und teilweise sogar unterschritten (maximale Ausschöpfung der Reservoirs an pflanzenverfügbarem Wasser), besonders bei den Naturschottermaterialien. Die Recyclinggemische weisen insgesamt eine höhere Wasserspeicherfähigkeit auf, die sich positiv auf den Bewuchs auswirkt.

Die Verwendung bzw. der gezielte Einsatz von Schotterrasenmaterialien für den Bau temporär genutzter / untergeordneter Parkplatzflächen sowie Feuerwehrzufahrten bietet somit neben günstigeren Herstellungskosten auch langfristig Einsparpotentiale.
Lassen Sie sich fachkundig beraten und wagen Sie den Schritt – jeder versiegelte Quadratmeter ist in vielerlei Hinsicht einer zuviel.

David Kessler
Björn Burmeister
Gert Bischoff

Fachhochschule Erfurt
Fakultät für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst

 

 

Parken auf grünen Recyclingbaustoffen in Veitshöchheim

Beim Flächenrecycling und bei Abbruchmaßnahmen fallen große Mengen an Bauschutt an, die nach entsprechender Sortierung und Aufbereitung einen wertvollen Baustoff darstellen, der im Garten- und Landschaftsbau auch für begrünbare Parkplätze eingesetzt wird. In einem von der EU geförderten zweijährigen Praxisversuch mit Forschungspartnern aus Deutschland, Österreich und Italien wurden dazu Schotterrasenparkplätze aus Recyclingbaustoffen an mehreren Standorten getestet. In Veitshöchheim wurden im Frühjahr 2007 36 Versuchsparkplätze gebaut, 12 davon als Großlysimeter zur Untersuchung des anfallenden Sickerwassers. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Rezepturen für Schotterrasentragschichten aus Recyclingbaustoffen 0/45 mm zu entwickeln, die eine Begrünung ermöglichen aber auch der Belastung parkender Autos standhalten. Im Vergleich dazu wurde eine Tragschicht aus Kalkschotter 0/45 mm mit einer Kornverteilung nach FLL und eine ‚firmenspezifische‘ Tragschichtmischung mit jeweils unterschiedlichen Kompostbeimischungen geprüft. Besonderes Augenmerk in Veitshöchheim galt dem Stoffaustrag im Hinblick auf eine Gefährdung des anstehenden Grundwassers.

Im Rahmen einer vorab durchgeführten Materialprüfung entsprachen alle Ausgangsstoffe dem vorgegebenen Anforderungsprofil hinsichtlich bau- und vegetationstechnischer Eigenschaften. Die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit nach BBodSchG/BBodSchV bezüglich der Auswaschung von organischen und anorganischen Schadstoffen waren erfüllt. Damit stand einem Einbau der Stoffe im Frühjahr 2007 nichts im Wege. Dort konnten zwar zu Beginn des Versuches noch erhebliche Auswaschungen aus den Recycling-Parzellen nachgewiesen werden, spätestens nach einem Jahr aber waren zwischen dem Recycling-Kompost-Gemisch und dem Kalkschotter mit Kompost keine Qualitätsunterschiede im Sickerwasser mehr zu erkennen. Bisher kann davon ausgegangen werden, dass der Einsatz von Recyclingmaterial als Schotterrasentragschicht keine Gefährdung für das Grundwasser darstellt.
Aus den bodenphysikalischen Untersuchungen konnte nach einem Jahr mit praxisgerechter Belastung noch kein eindeutiger Favorit bei den Materialien ausgemacht werden. Die Bauvarianten mit Recyclingbaustoffen sind dem Referenzmaterial Muschelkalk-Schotter jedoch mindestens ebenbürtig. Die Tragfähigkeit der Recycling-Mischungen gestaltet sich bisher völlig unproblematisch. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Kompostanteil bei 10 Vol.-% oder 15 Vol.-% liegt oder welche Körnungslinie das Material aufweist. Nicht tolerierbare Setzungen in den Fahrspurbereichen traten bisher noch bei keiner der Materialvarianten auf. Auch die Ebenflächigkeit liegt für alle Bauvarianten noch innerhalb der zulässigen Grenzwerte der FLL-Richtlinie. Bei der Wasserdurchlässigkeit schneidet das Recycling-Material mit FLL-konformer Sieblinie am besten ab. Die Bauvariante mit 10 Vol.-% Kompost weist hier zwar den günstigeren Wert auf, die Anforderung des Grenzwertes von 1 x 10-6 m/s wird aber auch von den kompostreicheren Varianten im Durchschnitt noch erfüllt.
Auch bei der Begrünung sind zwischen dem Recyclingmaterial und Naturschotter bisher keine gravierenden Unterschiede auszumachen. Alle Flächen konnten problemlos in den abnahmefähigen Zustand überführt werden. Im weiteren Vegetationsverlauf nähern sich die unterschiedlichen Parzellen in Bezug auf Vitalität und Deckungsgrad immer weiter an. Von den Recyclingvarianten bietet die FLL-konforme Mischung mit 10 Vol.-% Kompost bisher die beste Begrünbarkeit.

Fazit
Das Recycling-Gemisch mit FLL-konformer Kornverteilung hat sich in den bisherigen bodenphysikalischen Feldversuchen und Pflanzenbonituren in Veitshöchheim als die beste Schotterrasenvariante herausgestellt. Es empfiehlt sich den Kompostanteil auf 10 Vol.-% zu begrenzen.

 

Jürgen Eppel und Jochen Böker
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Veitshöchheim

 







Jürgen Eppel

 

 

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