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Vorwort

Liebe Schotterrasen-Freunde,

als Koordinator des GREEN CONCRETE Projekts freut es mich persönlich sehr, dass Sie sich für Schotterrasen interessieren. Ich bin davon überzeugt, dass sich ihr Interesse lohnt, denn Schotterrasen ist eine viel versprechende Technologie und ein spannendes, höchst aktuelles Forschungsthema.

Die große Herausforderung unseres Projektes besteht darin, die Ansprüche einer Verkehrsfläche (Tragfähigkeit) zu erfüllen und gleichzeitig einen belebten Raum von hohem ökologischem Wert zu schaffen - eine Bereicherung für jede Stadt.

Pflanzen sind in der Lage, schier Unglaubliches zu leisten. Der erfolgreiche Bau von Schotterrasen setzt jedoch voraus:

  • richtige Pflanzenwahl
  • geeignete Materialien und Materialzusammensetzung
  • fachgerechter Einbau und Pflege

Genau diese Punkte wollen wir im Zuge unseres Europäischen Forschungsprojekt GREEN CONCRETE abklären. Auf Basis gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse möchten wir Ihnen allen den Bau von qualitätsvollem Schotterrasen ermöglichen, damit ihr Schotterrasen die Nutzungsansprüche erfüllt und ihnen lange Freude macht.

In diesem Sinne – Mut zur Pflanze!

Ihr Florin Florineth

 


Grußworte des Präsidenten des BGL

Sehr geehrtes GREEN CONCRETE Projekt Team,
sehr geehrte Damen und Herren,

mit großem Interesse habe ich von Beginn an Ihr Projekt GREEN CONCRETE verfolgt. Die Entwicklung von Schotterrasen, insbesondere aus Baustoffrecyclingmaterialien, auf Europäischer Ebene ist eine aussichtsreiche und zukunftsweisende Technologie.

In Zeiten des Klimawandels, der Häufung von Wetterextremen – seien es Hitze und Trockenheit oder Starkregenereignisse und Überschwemmungen – wird der Ruf nach Lösungen und Beiträgen auch aus unserem Bereich, dem Garten- und Landschaftsbau, immer lauter. Es sind Technologien gefragt, die ihren Nutzungszweck, zum Beispiel beim Bau von Stellplätzen, zuverlässig erfüllen und gleichzeitig Ressourcen schonen und natürliche Kreisläufe erlauben. Schotterrasen ist eine solche Möglichkeit, die anstehenden technischen Probleme naturnah zu lösen und damit auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag erfüllt.

Ich beglückwünsche sie zu ihrem Europäischen Forschungsprojekt und freue mich auf die Erkenntnisse und Resultate daraus. Der Erfolg des Projekts ist für uns aber erst dann gegeben, wenn es gelingt, die GaLaBau-Unternehmen einerseits und die Entscheidungsträger andererseits für Schotterrasen zu gewinnen. Ein Schlüssel dazu liegt sicherlich in der Berufsausbildung der zukünftigen LandschaftsgärtnerInnen auf allen Ebenen. Diese müssen in die Lage versetzt werden, Schotterrasen korrekt zu planen, bauen und zu unterhalten. Denn ein erfolgreiches Projekt ist immer die beste Werbung, sowohl für unsere GaLaBau-Betriebe als auch für die eingesetzte Technologie.

Als Präsident des BGL werde ich Sie gerne auf diesem Weg unterstützen und wünsche dem gesamten GREEN CONCRETE Team auch weiterhin viel Erfolg!

Ihr Hanns-Jürgen Redeker

Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V.


Projektbeschreibung

Das deutsch-italienisch-österreichische Konsortium des GREEN CONCRETE Projekts entwickelt Schotterrasen aus Naturschotter sowie Baustoffrecyclingmaterialien. Aufbauend auf bestehendes Wissen, werden neben der Verwendbarkeit von Recyclingmaterialien noch offene Fragen in Bezug auf die Einsetzbarkeit, den Bau, die Zusammensetzung und Begrünung von Schotterrasen beantwortet. Schotterrasen soll bis zur Marktreife weiterentwickelt werden.
Unter der Leitung von Professor Dr. Florin Florineth von der Universität für Bodenkultur Wien hat das aus 12 Partnern bestehende GREEN CONCRETE Team im September 2006 die Arbeit aufgenommen. In einem ersten Schritt wurde eine Vielzahl an Materialien durch die drei beteiligten Forschungseinrichtungen auf Herz und Nieren geprüft. Am Ende dieser Phase wurden insgesamt 16 Materialien für den Bau von 184 Test-Parkplätzen festgelegt. Die Versuchsparkplätze entstanden in erster Linie am Gelände der jeweiligen Forschungseinrichtung. 40 Parkplätze wurden auf dem öffentlichen Parkplatz des Bahnhofs der Gemeinde Goldrain in Südtirol errichtet.

Nach Abschluss der Bauarbeiten startete das umfassende Untersuchungsprogramm. Im GREEN CONCRETE Projekt wird zwischen zwei Testarten (Basic Tests, Special Tests) unterschieden:

  • Basic Tests: Diese werden standardisiert an allen Standorten zu bestimmtem Zeitpunkten durchgeführt. Die regelmäßige Bonitur der Flächen zählt hier ebenso dazu, wie die Bestimmung der Bodendichte mittels Wasserersatzverfahren.
  • Special Tests: Sie werden entsprechend der besonderen Expertise der Forschungspartner durchgeführt. Es handelt sich hierbei um die chemisch/physikalische Analyse des Sickerwassers, die Erstellung einer Wasserbilanz und die exakte Aufnahme der Vegetationsentwicklung.


Derzeit befindet sich das Projekt in der Phase der Datenerhebung, es wurde aber bereits parallel mit ersten Auswertungen begonnen. Die noch inoffiziellen Ergebnisse sind viel versprechend!

   






Veranstaltungen

Das GREEN CONCRETE Team ist sehr bemüht die positiven Erkenntnisse aus dem Projekt an Interessierte heranzutragen. Wir freuen uns, Sie bei nachstehenden Veranstaltungen persönlich kennen zu lernen und Ihnen unser Projekt vorzustellen.

Termine:

  • Pressekonferenz „Parken im Grünen“ :
    • 23. Juli 2008, 15 Uhr
    • Universität für Bodenkultur Wien, Peter Jordan Straße 82, 1180 Wien, Aula Schwackhöfer-Haus
    • www.greenconcrete.eu
  •  GaLaBau 2008
  • 41. Veitshöchheimer Landespflegetage
    • Februar 2009
    • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim
    • www.lwg.bayern.de
   

Sickerwasserqualität von begrünbaren Parkplatzbefestigungen

Wenn belastbares Grün Versickerungsfunktionen übernehmen soll, muss es bei der Bewirtschaftung des Oberflächenwassers in quantitativer und qualitativer Hinsicht mit den Leistungen vegetationsfähiger Versickerungsanlagen vergleichbar sein. An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim werden dazu derzeit sechs begrünbare Oberflächenbefestigungen und ein Dränpflaster als Parkplatz im Lysimeterversuch erprobt (vgl. Tab. 1). Die Nutzung ist ganzjährig auf 3 PKW-Abstellvorgänge pro Tag ausgerichtet. Zusätzlich erfolgt 2 x wöchentlich ein Schadstoffeintrag mit jeweils 5 ml/Parzelle Tropföl und 1 x monatlich mit 6,7 g/Parzelle Straßenkehricht. Damit werden neben Mineralöl-Kohlenwasserstoffen auch schwer abbaubare organische Verbindungen sowie Schwermetalle wie Zink, Cadmium, Blei, Kupfer, Chrom und Nickel emittiert. Was die Qualität des Sickerwassers betrifft, zeigen alle begrünbaren Flächenbefestigungen nach fast 3-jähriger Dauerbeparkung im Vergleich zur unbelasteten Rasenfläche keinerlei Schwächen. Bis auf anfangs etwas erhöhte Blei- und Zinkkonzentrationen im Sickerwasser des Dränpflasters gibt es keine Beanstandungen. Die in Tab. 2 hinterlegten Höchstwerte an Schwermetallkonzentrationen im Sickerwasser liegen für fast alle Befestigungsvarianten innerhalb der zulässigen Grenzwerten nach Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV, 1999/2004). Dies gilt auch für die mobilen, besonders auswaschungsgefährdeten Schwermetalle wie Cadmium, Nickel und Zink. Die in Tab. 2 hinterlegten Höchstwerte an Schwermetallkonzentrationen im Sickerwasser liegen für fast alle Befestigungsvarianten innerhalb der zulässigen Grenzwerten nach Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV, 1999/2004). Dies gilt auch für die mobilen, besonders auswaschungsgefährdeten Schwermetalle wie Cadmium, Nickel und Zink. Auch die simulierten Motorölverluste bleiben bis jetzt noch ohne Auswirkungen auf die Wasserqualität. Eine Gefährdung des Grundwassers kann im bisherigen Versuchsverlauf also ausgeschlossen werden. Als Grund für die Filter- und Reinigungswirkung grüner Flächenbefestigungen kann auch die längere Verweildauer des Sickerwassers im Wegeaufbau angesehen werden. Dies gilt sowohl für einzelne Starkregenereignisse mit Intensitäten von bis zu 100 l/m² in 30 Minuten als auch für die jährliche Wasserbilanz. Während bei Starkregen die konventionelle Rasenfläche bereits zum Ende des Niederschlags die Hälfte der Regenmenge an den Baugrund abgegeben hat, stehen bei den Belagsflächen zum gleichen Zeitpunkt nur etwa 20-30 % als Sickerwasser an. Übers Jahr gesehen bewirtschaften begrünbare Beläge mit vegetationstechnisch optimiertem Aufbau sogar 35 bis 40 % des jährlich angefallenen Niederschlagswassers „selbst“. Ein Dränpflaster kommt dagegen bedingt durch fehlende Kapillarität im konstruktiven Wegeaufbau und mangels angesiedelter „grüner Endverbraucher“ nur auf einen Rückhalt von knapp 10 %.

Jürgen Eppel
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim
Abteilung Landespflege

   

 

Abbildung1: Sieben auf einen Streich: Sechs begrünbare Flächenbefestigungen und ein Belag aus Dränbetonsteinen im Parkplatztest – Wird das belastbare Grün zur Belastung für die Umwelt?

 


Tabelle 1: Aufbau der geprüften Flächenbefestigungen


Tabelle 2: Maximale Konzentrationen von Schwermetallen und Mineralölkohlenwasserstoffen im Sickerwasser der geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf.
Dargestellt sind die Höchstwerte aus 6 bzw. für MKW 4 Sickerwasseranalysen.


Versickerungsfähige Beläge

Während befestigte Beläge bei Straßen und Wegen konventionell das Niederschlagswasser über die Oberfläche in Entwässerungsanlagen oder in den Seitenraum ableiten und möglichst kein oder nur wenig Wasser eindringen soll, um einen Aufweichen des Oberbaus und die damit einhergehende Verringerung der Tragfähigkeit zu verhindern, sollen wasserdurchlässige Oberflächenbefestigungen möglichst viel Wasser aufnehmen. Durch die Reduktion des Oberflächenabflusses kann das Kanalnetz weniger aufwendig, also geringer dimensioniert werden. Vor allem aber erfolgt auch ein Rückhalt bei Spitzenabflüssen und damit eine Minderung der Hochwässer. Leider gibt es keine speziellen Abflussbeiwerte für die verschiedenen versickerungsfähigen Beläge, so dass man entweder einen Einzelnachweis erbringen, oder den abgeminderten Abflussbeiwert nach RAS-EW von y = 0,6 ansetzen muss.

Als positive Wirkung versickerungsfähiger Beläge kommt die Verdunstung von Wasser hinzu, die sich durch erhöhte Luftfeuchte und Kühlung günstig auf das Stadtklima auswirkt.

In erster Linie muss natürlich bei allen Wegebelägen die den jeweiligen Anforderungen an die Fläche entsprechende Tragfähigkeit, Begeh- oder Befahrbarkeit gewährleistet sein. Versickerungsfähige Beläge kommen deshalb im Allgemeinen nur bei untergeordneten Wegen, Straßen und Plätzen in Frage, wie z.B. Anliegerstraßen, Flächen des ruhenden Verkehrs (Parkplätze) oder Geh- und Radwege.

Während Dränasphalt und Dränbeton für die genannten Anwendungsfälle eher untypisch sind, kommen wassergebundene Decken (Schotter- und Splittdecken), kunststoff-stabilisierte Sandbeläge, Pflaster- und Plattenbeläge mit Splitt- oder Rasenfugen, Betongittersteine, Kunststoffwaben und Schotterrasen je nach Intensität der Nutzung und Anforderung an die Begeh- und Befahrbarkeit in Frage. Grundsätzlich ist zwischen Belägen mit und ohne Begrünung zu unterscheiden, wobei letzteren, wenn es die Nutzung erlaubt und diese nicht zu stark befahren oder beparkt werden, natürlich der Vorzug zu geben ist. Dies gilt ähnlich für den Einsatz von Recyclingbaustoffen, die im Bereich höher klassifizierter Straßen aus Gründen der oftmals geringeren Frostsicherheit meist nicht verwendet werden können.

Prof. Gert Bischoff, Fachhochschule Erfurt

 


   


Abb. 1: konventioneller Rasengitterstein aus Beton mit geringem Anteil offener Fugen.


Abb. 2: Rasenwaben aus Kunststoff, hier einmal ohne Begrünung.


Abb. 3: Bei begrünten Pflasterbelägen mit breiten Fugen funktioniert die Begrünung nicht bei jeder Belastung und an jedem Standort.


Abb. 4: Schotterrasen einmal anders: hier zur Gleisbettbegrünung bei der Straßenbahn in Erfurt.

 

 

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